„Ärzte für die Westpfalz“: Zu Besuch an der Universität Pécs


Der Ärztemangel ist, wie in vielen ländlichen Regionen, auch in der Westpfalz eine große Herausforderung. Praxen schließen ohne Nachfolger, Krankenhäusern und Kliniken fehlt es an Ärzten. Darüber hinaus entscheiden sich immer weniger Ärzte nach ihrem Studium, in ländlichen Regionen zu arbeiten. Im Jahr 2023 haben die Landräte aus den Landkreisen Kusel, Kaiserslautern, Donnersbergkreis, Bad Kreuznach und Südwestpfalz in Abstimmung mit den Städten Zweibrücken, Pirmasens und Kaiserslautern, dem Pfalzklinikum, Westpfalz-Klinikum und der ZukunftsRegion Westpfalz die Initiative ergriffen: Durch die Gründung des Vereins „Ärzte für die Westpfalz e.V.i.G.“ möchten sie den ärztlich unterversorgten Regionen in der Westpfalz mit einer langfristigen, verlässlichen Maßnahme ganz direkt helfen.

Unter anderem ermöglicht es der Verein, dass seit dem Wintersemester 2023/24 15 junge Menschen ihren Traum eines deutschsprachigen Medizinstudiums an der Universität Pécs in Ungarn über ein Stipendium verwirklichen können. Die Bedingung für diese Förderung ist eine vertraglich bindende Arzttätigkeit als Haus-, Fach- oder Amtsarzt in der Westpfalz im Anschluss an das Studium.

Während ihres Besuchs erhielten die Besucherinnen und Besucher von Dr. László Czopf, Prodekan für Bildung an der Universität Pécs, auf einem Rundgang Einblick in die örtliche 400-Betten-Klinik und besuchten gemeinsam mit Dr. Andrea Lubics, ordentliche Professorin und stellvertretende Institutsleiterin der Universität Pécs, das Institut für Anatomie.

Studierende ziehen positives Zwischenfazit

Die von der Initiative „Ärzte für die Westpfalz“ geförderten Studentinnen und Studenten berichteten der Delegation unter anderem von der Wohnungssuche, dem Kontakt zu ein-heimischen Studierenden, dem Umgang mit der Sprachbarriere, den Studienbedingungen und dem Pensum des Studiums.

Zum Thema Wohnungssuche berichten die Studierenden: „Wenn man sich rechtzeitig um eine Wohnung bemüht, hat man in der Regel keine Probleme. Lässt man sich jedoch Zeit, kann es schwieriger werden, ich hatte Erfolg über Facebook,“ so Tia-Sophie Reitmayer. „Außerdem“ schließt Dominik Schenkel an, „steht eine gewisse Anzahl an Wohnungen über das Student housing Programm der Universität zur Verfügung“. „Kontakt zu einheimischen und internationalen Studentinnen und Studenten habe ich durch den gemeinsamen Sport bekommen“ so Maren Bastian. Hannes Nau fügt an: „Wir haben zwar bisher keine gemeinsamen Kurse mit ungarischen Studentinnen und Studenten gehabt, jedoch konnten wir in der Freizeit Kontakte knüpfen und kochen, dadurch regelmäßig mit zwei ungarischen Freunden.“ Laut Moritz Krauß spielt die Sprachbarriere im Alltag kaum eine Rolle: „Man kommt hier mit Deutsch gut zurecht, viele Menschen in der Region sprechen deutsch.“ Über das Studium selbst berichten die Stipendiatinnen und Stipendiaten folgen-des: „Am Anfang kamen einem die Wochen sehr vollgepackt vor, gerade auch wegen der vielen Tests, doch man gewöhnt sich daran und merkt mit der Zeit, dass es machbar ist.“ So Salome Peschel. Dem schließt sich auch Moritz Krauß an und ergänzt: „Es gibt viele Angebote, um das Gleichgewicht zwischen Freizeit und Lernen zu halten.“ Die Stipendia-tinnen und Stipendiaten vermitteln den Eindruck, dass ihnen das Studium sehr zusagt. Auf die Frage ob sie das Studium weiterempfehlen würden, folgte ein zügiges, einstimmiges „Ja, auf jeden Fall!“.

Delegation zeigt sich zufrieden und zuversichtlich

Der Vorsitzender des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz Dr. Peter Heinz, äußerte: „Pécs ist eine wunderschöne Stadt, in der ich mir auch hätte vorstellen können zu studieren. Der Standard des Studiums ist in jeder Hinsicht mit dem Standard einer deutschen Universität vergleichbar. Die Infrastruktur, die die Studierenden vor-finden, ist meiner Meinung nach sogar besser als die in Deutschland, aufgrund der klein-teiligen Betreuung zu Beginn des Studiums sowie den günstigen Mietpreisen.“

Die Landräte Rainer Guth, Otto Rubly und Ralf Leßmeister zeigten sich sehr zufrieden nach ihrem Besuch in Pécs: „Die Eindrücke bei unserem zweiten Besuch in Pécs haben uns in unserer Entscheidung, die Initiative und den Verein „Ärzte-für-die-Westpfalz“ zu gründen, einmal mehr bestärkt. Die Universität in Pécs genießt ein großes Ansehen in der Qualität seiner Lehre und insbesondere die räumlichen Möglichkeiten wurden seit unserem letzten Besuch an der medizinischen Fakultät nochmals optimiert. Die hochmoderne Ausstattung, insbesondere die beeindruckenden Simulationsabteilungen im MediSkillsLab, haben einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Für die Zukunft erwarten wir, dass wir die Kooperation über unseren Verein mit Pécs weiter ausbauen und verstetigen können und dass es uns nachhaltig gelingt, die ärztliche Versorgung in unserer Region perspektivisch zu verbessern.“

Prof. Dr. med. Karlheinz Seidl, Ärztlicher Direktor des Westpfalz-Klinikums fasste den Be-such in Pécs wie folgt zusammen: „Das Westpfalz-Klinikum hat in den vergangenen Jah-ren sehr gute Erfahrungen mit den Partnern in Ungarn gemacht. Ich freue mich, dass ich diese Partner nun auch selbst kennenlernen durfte und mich von dem hohen Niveau der Ausbildung von Nachwuchs-Medizinern an der Universität Pécs überzeugen konnte. Es ist großartig, dass der Verein -„Ärzte für die Westpfalz“- jungen Menschen jetzt die Chance bietet, ohne Numerus Clausus und mit finanzieller Förderung an der dortigen sehr renommierten und modern ausgestatteten Uni ein deutschsprachiges Medizinstudium zu absolvieren. Für ihre praktische Ausbildung kehren die Nachwuchs-Mediziner dann in die Westpfalz zurück und arbeiten in einem Klinikum, einem Medizinischen Versorgungszentrum, einer niedergelassenen Arztpraxis oder im öffentlichen Dienst beim Gesundheitsamt. Ich bin überzeugt davon, dass von dieser Vereinbarung alle nur profitieren können.“